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Karate für Menschen mit Behinderung

Die meisten werden sich fragen – Karate für Menschen mit Behinderung – funktioniert das überhaupt?

Diese Frage haben wir uns zuerst auch gestellt, als wir mit diesem Personenkreis begonnen haben, zu trainieren. Wobei sich unsere Fragestellung eher auf das „wie funktioniert es“ statt auf „funktioniert es überhaupt“ bezogen hat.

RollstuhlkarateWenn man den Ursprung des Karate betrachtet, dann erkennt man, dass sich diese Kampfkunst dem Menschen anpasst, statt umgekehrt. Große, kräftige Personen werden andere Techniken und Ausführungen bevorzugen, als kleine zierliche Personen. Mit einer gründlichen Basisschulung werden beim Karate, wie bei anderen östlichen Kampfkünsten auch, dem Schüler zuerst die Techniken gelehrt, welche dann gefestigt werden müssen. Mit zunehmendem Reifegrad wird dann der Meister seine speziellen, zu ihm passenden Karateausführungen entwickeln.

Diesen Ansatz verfolgen wir bei Menschen mit körperlicher Behinderung konsequent von Anfang an. Hier gehen wir individuell auf die Einschränkung ein und entwickeln Techniken, welche sich auch mit „Handicap“ ausführen lassen. Durch direkten und engen Kontakt mit langjährigen Meistern aus Japan und Deutschland, welche sich schon länger mit dieser Thematik auseinander gesetzt haben, passen wir gemeinsam „unsere“ Shotokan-Techniken an das jeweilige körperliche Vermögen des Einzelnen an. Spezielles Karate für Personen im Rollstuhl wurde schon vor zirka 40 Jahren von dem japanischen Großmeister Tetsuhiko Asai 9. Dan entwickelt. Es vergingen rund 35 Jahre, bis es sein Schüler Sensei Tadashi Ishikawa 8. Dan nach Deutschland brachte. Diese Techniken nutzen wir als Basis, um es auf den jeweiligen Karateka im Rollstuhl anzupassen. Dass wir damit den richtigen Weg eingeschlagen haben, zeigen die Wettkampf-erfolge unserer mehrfachen deutschen und internationalen Meisterin im Rollstuhlkarate, Sigrid Karl.

Karate für Menschen mit Behinderung eignet sich natürlich nicht nur für den Wettkampf. Die Selbstverteidigung unter Zuhilfenahme der gelernten Techniken ist ein zentrales Thema in der Ausbildung unserer Schüler. Der Einsatz von Angriffen auf Vitalpunkte und die Verwendung des eigenen Rollstuhls als Waffe sind nur einige Möglichkeiten für „Rollis“, sich gegen mögliche Angreifer zu wehren. Dazu braucht man als Voraussetzung keine Superkräfte, sondern der Karateka sollte seine Arme und seinen Rollstuhl selbständig bewegen können.